Es weht der Wind ein Blatt vom Baum ...

... von vielen Blättern eines.
Das eine Blatt man merkt es kaum,
denn eines ist ja keines.
Doch dieses eine Blatt allein
war Teil von unserem Leben.
Drum wird dies eine Blatt allein
uns immer wieder fehlen!

Am 05.04.2012 um 15:10h ist Adolf Kauschka, nach schwerer Krankheit, im Alter von 84 Jahren in Frieden eingeschlafen.

Dieser Blog bleibt als Erinnerung an ihn bestehen, ebenso die Mail-Adresse unter der man noch Fragen zum Thema / zum Text stellen kann etc...

Danke Opa, für alles was Du für mich getan hast!
Mach's gut... ich werde Dich NIE vergessen!

Noch so jung und alles aus!

Am 04. Juni 1945, auf dem Weg zur Arbeit - ich war Lehrling bei der Preysing’schen Forstverwaltung (Kinsky) in Bürgstein (Sloup v Cechách) -, hielten mich zwischen der Zwergen- und Fichtelschänke an der Sandgrube einige tschechische Soldaten an. Nachdem ich ihnen meinen Ausweis gezeigt hatte, ließen sie mich weiterziehen aber ich hatte ein ungutes Gefühl - hatten die Russen doch schon den Grafen erschossen, weil er seine Frau vor Vergewaltigung schützen wollte.

Gegen Mittag, ich war allein im Forstamt, kamen mehrere tschechische Soldaten herein, sahen sich um und sagten, ich soll sofort mitkommen in die gegenüberliegende Schule. Dort angekommen sah ich, das auch schon einige Männer (Deutsche und Tschechen) aus Bürgstein und Johannesdorf (Janov) anwesend waren. Ich erkannte nur den Konditor Hofmann...

Ohne viele Worte wurden uns mit dem Bajonett die Haare abgeschnitten und mit einer Hand-Haar-Schneide-Maschine – so gut es ging – ein Hakenkreuz in den Hinterkopf geschoren. Nach einer Weile mit viel Gebrüll, mussten wir uns vor der Haustür in Doppelreihe aufstellen und los ging es! Links und Rechts waren Männer in Uniformen, hinter uns mehrere in einem Omnibus, in Richtung Haida (Nový Bor), bewacht wie Schwerverbrecher... (S. 170)

Besuch in Haida im April 1977Am Marktplatz in Haida angekommen, mussten wir die Jacken ausziehen und uns mit erhobenen Händen an der Rückseite der Rathausmauer zum Marktplatz (S. 55) mit dem Gesicht zur Wand aufstellen. Wir waren elf Deutsche. Ich hörte wie die Tschechen auf uns anlegten...

Sie standen in einigem Abstand hinter uns und ich dachte nur "Das ist das Ende!" "Noch so jung und alles aus, ohne einen Grund!" als plötzlich ein Fahrzeug mit quietschenden Reifen auf dem Platz hielt und ich jemanden auf russisch schreien hörte. Trotz meiner aussichtslosen Lage schielte ich nach Links und seah zwei russische Offiziere, die von einem Jeep sprangen, mit den Armen fuchteln und schrien... Sie waren unsere Rettung!
Die Tschechen nahmen die Gewehre wieder runter und trieben uns unter Schlägen in die Zellen im Rathaus. Der Weg in die Zellen war ein reines Spießrutenlaufen. Links und Rechts Männer mit neunschwänzigen Nagaikas schlugen mit voller Wucht auf uns ein... (S. 62)

Später erfuhr ich, dass auch der Oberlehrer Erben, der Schmied Kleinert, Erhard Liehmann, Anna Knobloch (Bäcker) und Rudolf Spiegler aus Pihl (Pihel) sowie der Rudolf Knobloch aus Johannesdorf in den Zellen waren.

Der russische Kommandant (S. 172) aus Zwickau war wohl nach Darstellung des Berichtes im Buch, der Mann, der uns vor dem Erschießen gerettet hat. Wir wussten noch nicht, dass im Hof hinterm Rathaus Menschen lagen, die am Tage vorher an der gleichen Stelle erschossen wurden. Wir sahen die Toten nicht mehr, nur noch Bluttropfen (S. 48, 57, 60) Damals war das noch ein Hof mit etwas Rasen. Davor, zum Markt hin, im Anschluss an die Rathausmauer eine Mauer mit einem hölzernen Tor.

Eine von den erschossenen Frauen war Martha Werner (S. 172), die kannte ich, weil wir uns bei ihr immer Kinokarten im Vorverkauf holten...

Die Seitenangaben beziehen sich auf das Buch von Jan Tichý "Zweiunddreissig Stunden zwischen Hund und Wolf", 180 Seiten, Akropolis 2007, ISBN 978-807304-080-2, Einzelpreis: 9,80 Euro.